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18.-24.10.20


„Mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm!"

 Johannes 12,32


„Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm. Amen.“ Wenn wir als Kinder so gebetet haben, dann haben wir dabei wohl nicht so sehr an unseren eigenen Tod gedacht, wenn wir denn schon denken konnten. „In den Himmel kommen“, damit verbinden wir wohl eher die Vorstellung, angenommen und liebevoll aufgenommen zu werden. Dass wir dafür auch einen eigenen Beitrag leisten sollen – das ist uns wohl klar: „Mach mich fromm“ – das heißt ja so viel wie: „Lass mich so leben, wie es deinem Willen entspricht.“

Himmel – das ist der Inbegriff des Göttlichen – im positiven Sinne. Der 7. Himmel ist das Reich der Verliebten. Alles Schöne und Gute, Erhabene und zugleich Leichte, die Erfüllung aller Wünsche und Sehnsüchte, alle Vorstellungen von Glück legen wir in diesen Begriff hinein. Himmel das ist ein Zustand, eine Befindlichkeit, die wir uns allerdings nicht selbst schaffen und machen können, das ist ja das Reich Gottes, da ist viel Unverfügbares im Spiel. Wir können und sollen natürlich das uns Mögliche tun. Aber in den Himmel zu gelangen, das können wir zunächst nur erbitten, erbeten. 

„Wenn ich im Himmel bin, so will ich euch zu mir holen“, sagt Jesus. Das dürfen wir wohl in dem Sinne verstehen: Er verschafft uns Eintritt in den Himmel, auch wenn wir keine Engel sind und keine Engel sein werden. So „fromm“ in Anführungszeichen werden wir nie sein können, dass wir wie Engel wären. Aber trotzdem will er uns in den Himmel hineinholen. 

Das ist so, wie wenn wir im Kindergottesdienst singen: „So, wie ich bin, komme ich zu dir“ – und: „… denn du nimmst uns so, wie wir sind.“ Ich will nicht sagen, dass die Kirche der Himmel ist. Aber so ein bisschen doch. Ein bisschen vom Himmel ist hier mit Steinen umbaut. Hier reden wir vom Göttlichen, von seinem Willen, seinen Werten, und hier geben wir uns den Anstoß und lassen uns den Anstoß geben, in seinem Sinne zu denken, zu reden und zu  handeln.“ Und so wie Jesus in den Himmel einlädt, so laden wir in die Kirche ein, in den Vorraum zum Himmel. Das ist jetzt vielleicht ein bisschen viel gesagt. Aber wir können es uns ja zum Ziel machen, ein wenig vom Himmel hier in unserer Kirche erfahrbar – oder erahnbar – zu machen.

(Morgenandacht in St. Markus, Hamburg-Hoheluft, 29. Mai 2001)

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