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8. Sonntag nach Trinitatis (30.7.23)


„Ihr seid das Salz der Erde“

5. Juli 2009

Matthäus 5,13


„Ihr seid das Salz der Erde.“ Salz war in früheren Jahrhunderten – und ganz bestimmt auch zur Zeit Jesu – ein kostbares Gut. Und so kostbar sind Sie uns, liebe Gemeinde, liebe Ehrenamtliche. Salz ist sogar als weißes Gold bezeichnet worden. Das können wir bezogen auf Sie als Ehrenamtliche  fast wörtlich nehmen: Sie sind – auch – verzeihen Sie – eine Menge Geld wert. Das ist zwar nicht das Wichtigste. Wichtig sind vor allem das Menschliche und das Geistliche. Aber manche sehen das Ehrenamt zunächst und vor allem unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Es gibt sogar mancherorts die kirchenpolitische Tendenz: „Hauptamtliche streichen, Ehrenamtliche einsetzen. Das spart Geld.“ Dieser Tendenz sind wir in St. Markus nicht gefolgt. Der Stellenumfang in unserer Gemeinde entspricht immer noch dem von vor 15 Jahren – abgesehen von den Pastorenstellen, über die nicht wir als Gemeinde, sondern der Kirchenkreis mit der Synode entscheidet. Wir haben vor ein paar Jahren sogar noch einen Zivildienstleistenden hinzugenommen, der uns ja auch Geld kostet. Von seinem Stellenumfang her betrachtet gleicht er das Viertel aus, das die Gemeinde seit kurzem bei den Hausmeistertätigkeiten einspart.   

Sie sind als Ehrenamtliche für St. Markus nicht etwa deshalb Geld wert, weil sie Hauptamtliche ersetzen könnten. Sie haben vielmehr durch Ihr ehrenamtliches Engagement zu einem guten Teil das Geld mit erwirtschaftet, ohne das wir als selbstständige Gemeinde mit einem gleichbleibenden Stellenbestand vermutlich gar nicht mehr existieren würden und ohne das wir unseren Auftrag als Gemeinde gar nicht mehr erfüllen könnten. Wir könnten in diesem Zusammenhang fast an die konservierende Kraft des Salzes denken. 

An den Basaren z. B. haben sich viele von Ihnen beteiligt. Die Basare erbringen jährlich einen Netto-Überschuss von ca. 5.000-6.000 Euro. Wenn wir das einmal hochrechnen auf die letzten zehn Jahre! Diesen Betrag haben wir überwiegend Ihnen als Ehrenamtlichen zu verdanken. Und z. B. die Flohmärkte und Bücherflohmärkte, die ganz überwiegend ehrenamtlich organisiert werden, haben in den letzten zehn Jahren gut 25.000 Euro erzielt. Hinzu kommen die Kinderflohmärkte zweimal jährlich.

Das sind nur Bespiele dafür, dass Sie als Ehrenamtliche auch in wirtschaftlicher Hinsicht so wertvoll für die Gemeinde sind wie damals das Salz, als es mit dem Gold verglichen wurde.

Aber Geld ist ja längst nicht alles und, wie gesagt, auch nicht das Wichtigste, vorausgesetzt das Existenzminimum ist gesichert. 

Wir existieren aber zum Glück – nicht zuletzt auch dank Ihres ehrenamtlichen Engagements – nicht am Rande des Existenzminimums. St. Markus ist keine Gemeinde, in der die Gemeindeglieder nur mit dem Nötigsten versorgt werden. Wir sind keine Versorgungskirche oder Versorgungsgemeinde oder Funktionsgemeinde. In St. Markus spielt sich vielmehr – etwas pathetisch formuliert – die Fülle des Lebens ab. Von der Wiege bis zur Bahre – für alle Lebensphasen und Lebenssituationen und Generationen ist hier etwas dabei. Und das ist nur dank Ihres vielfältigen ehrenamtlichen Engagements möglich. 

Kaffeetrinken nach dem Gottesdienst, Beköstigung und Deko bei Veranstaltungen und Festen, Biblisches Kochen, Kinderbetreuung während des Gottesdienstes, Mithilfe bei der Kinderkirche und der offenen Eltern-Kind-Arbeit, Jugendteamer, Filme und Open-air-Kino, Pflege der Partnerschaftsbeziehungen mit der Gemeinde in Tansania, eine Gemeindeveranstaltung wie z. B. zum Thema „Gesund bleiben im Alter“, der Kirchenvorstand mit seinen vielen Aufgaben und Ausschüssen, Gemeindebriefredaktion, Verteilung des Gemeindebriefes, seelsorgerliche und diakonische Betreuung, Vor- und Nachbereitung der Seniorentreffen, die kirchenmusikalischen Veranstaltungen und musikalischen Bereicherungen der Gottesdienste, die Unterstützung der hausmeisterlichen Tätigkeiten, Küstervertretung, Elternvertreter im Kindertagesheim, Blumenschmuck hier in der Kirche, Taizégottesdienste, Cents in Gläsern sammeln und sie zählen,  überhaupt Spenden – vielleicht mangels Zeit zur aktiven Betätigung, Spielen im Gemeindehaus – Flohmärkte und Basare hatte ich schon erwähnt ... Da steckt überall ganz viel ehrenamtliches Engagement und engagiertes Wohlwollen drin. Das macht unser Gemeindeleben bunt und lebendig und reich. Wir können hier alle miteinander etwas geben und empfangen.

Warum engagieren Sie sich? St. Markus als Kirchengemeinde ist es Ihnen offensichtlich wert. Und vielleicht ist es Ihnen auch wichtig, dass Kirche überhaupt weiterbesteht, während mancherorts die Bedeutung von Kirche in Frage gestellt wird und manche Kirchen sogar geschlossen werden. Und vielleicht sind Ihnen die einzelnen Aufgaben von Kirche so wichtig, dass Sie gern selbst Ihren aktiven Beitrag leisten möchten: die Weitergabe der biblischen Botschaft an den Einzelnen und in die Gesellschaft hinein, der Dienst am Nächsten, das gemeinschaftliche Miteinander: dass niemand allein zu sein braucht, Freude zu teilen, Anteil zu nehmen am Ergehen des anderen, Lasten gemeinsam zu tragen ... 

Vielleicht sind Sie auch einfach dankbar für das, was Ihnen an Gaben mitgegeben ist, und möchten gern weitergeben von dem, was Sie haben und können. Vielleicht haben Sie aber auch einfach Freude am Mitgestalten, am Mitdenken, Mitentscheiden und daran, mit Verantwortung zu übernehmen. 

Wie immer dem auch sei: St. Markus wäre ohne Ihr Engagement wie eine, um im Bild zu bleiben, wie eine Suppe ohne Salz, eine fade Gemeinde.

Wir sind Ihnen für Ihr Engagement sehr dankbar und wünschen uns ein weiterhin gutes Miteinander zum Wohl der Gemeinde und der Kirche.

(Predigt von Pastor Wolfgang Nein in St. Markus, Hamburg-Hoheluft am 5. Juli 2009)

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