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1.-7.3.20


Der Kampf in uns und um uns

1. Johannes 3,8b


Der Kampf zwischen Gut und Böse ist personifiziert: Jesus Christus und der Teufel begegnen einander - in der Wüste, wie in der Versuchungsgeschichte beschrieben. Wie Jesus Dämonen bekämpft, eine ganze Legion kleiner Teufel, darüber gibt es einige biblische Geschichten. Die Kraft des Guten und die Kraft des Bösen kommen zum einen von außen her auf uns zu. Wir können beiden gegenüberstehen als etwas Fremdem. Hier bin ich, und da ist die Macht des Bösen. Und ich spüre, wie sie auf mich zukommt, ich bekomme es mit der Angst zu tun, sie erfasst mich und beginnt mein Denken, mein Tun und Reden zu bestimmen, ich fühle mich dem wehrlos ausgesetzt und stelle erschrocken fest: „Das bin doch nicht ich!“ Paulus sagt: „Das Gute, das ich will, das tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.“

Mit der Kraft des Guten ist es ebenso. Hier bin ich, und da kommt die Macht des Guten. Ich spüre, wie sie auf mich zukommt. Ich kann es noch gar nicht glauben. Sie erfasst mich und erfüllt mich und verwandelt mich und Dritte stellen fest: „Der ist ja gar nicht wiederzuerkennen.“ 

Wer und wie wir sind, das hängt in der Tat nicht zuletzt davon ab, wer und was auf uns Einfluss hat, welchen Menschen und welchen Dingen und Erfahrungen wir ausgesetzt sind. Wenn uns einer gegenübertritt wie der Teufel in der Versuchungsgeschichte und uns so mancherlei Verführerisches erzählt, wer weiß, was wir dann tun! Oder wenn uns das eine oder andere angetan wird, wer weiß, wozu wir selbst dann fähig sind! Wenn wir bestimmten Erfahrungen ausgesetzt werden, wer weiß, ob wir dann überhaupt noch offen sind für andere Erfahrungen!

Wenn uns dagegen ein Mensch gegenübertritt wie Jesus Christus - zum Beispiel in der Geschichte von der Ehebrecherin oder in der von Zachäus, dem Zöllner: Vielleicht sehen wir das Leben dann von einer ganz neuen Seite. Vielleicht fühlen wir uns dann gestärkt gegenüber Menschen, die uns am Zeuge flicken wollen. Wenn uns jemand etwas Gutes getan hat, vielleicht entfalten wir dann auch gute Kräfte in uns, die wir schon lange nicht mehr in uns gespürt haben. Wenn wir schöne Erfahrungen machen, dann mag sich die Welt für uns wieder öffnen, und wir leben wieder, leben gern, mit Freude.

Es ist nicht egal, welchen Erfahrungen und welchen Menschen wir ausgesetzt sind. Wir können uns das nicht immer aussuchen. Im Gegenteil. Wir leben an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit, in einer bestimmten Umgebung mit bestimmten Menschen. Und jeweils an der Stelle, wo wir stehen, vollzieht sich die Auseinandersetzung zwischen den Mächten des Bösen und den Mächten des Guten. Was wir tun können, ist, die Augen offen zu halten und die Ohren und das Herz und zu unterscheiden versuchen. Wir können versuchen, unsere Aufmerksamkeit auf die Kräfte zu richten, die dem Leben dienen. Jesus Christus ist eine solche Kraft. Er ist die Kraft des Lebens überhaupt. Er verdient unsere ganze Aufmerksamkeit.

(Morgenandacht in St. Markus, Hamburg-Hoheluft, am 10. März 1981) 

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